International Expert erklärte, wie Ukrainer nach dem Krieg in Europa bleiben können

29 Dezember 2025
Deutscher Anwalt sitzt auf einem Stuhl

Nach Beginn des umfassenden Krieges sind Millionen von Ukrainern gezwungen gewesen, in die Länder der Europäischen Union zu ziehen. Heute befinden sich die meisten von ihnen im Status des vorübergehenden Schutzes — einem speziellen Mechanismus, der es ermöglicht, legal in Europa zu leben, zu arbeiten, zu studieren und grundlegende soziale Garantien zu nutzen. Faktisch ist dieser Status zu einer vorübergehenden Alternative zur Aufenthaltserlaubnis geworden.

Allerdings ist der vorübergehende Schutz nicht unbefristet; derzeit gilt er bis zum 4. März 2027. Nach Kriegsende wird er nicht mehr verlängert, und dann werden Hunderttausende Ukrainer vor einer schwierigen Wahl stehen: in die Ukraine zurückzukehren oder dringend nach legalen Wegen zur Legalisierung in der EU zu suchen.

Um herauszufinden, wie man nach Ablauf des vorübergehenden Schutzes legal in Europa bleiben kann, haben wir uns an einen Anwalt des Unternehmens International Expert gewandt, das auf Migrationsrecht spezialisiert ist.

Vadim Vilde, erzählen Sie uns bitte, was mit den Ukrainern in Europa nach dem Ende des vorübergehenden Schutzes geschehen wird?

Anwalt:
Ich begrüße Sie. Nach dem Ende des vorübergehenden Schutzes verliert die Person faktisch die rechtliche Grundlage für den Aufenthalt im Land. Das ähnelt der Situation bei einem Jahresvisum: Wenn die Gültigkeitsdauer abläuft, ist der Ausländer verpflichtet auszureisen. Bei Verstößen gegen die Migrationsregeln sind ernste Konsequenzen möglich, insbesondere die Abschiebung — eine zwangsweise Ausweisung aus dem Land mit einem Einreiseverbot für die Zukunft.

Und was sollen diejenigen tun, die nirgendwohin zurückkehren können?

Anwalt:
Das ist wirklich eine schwierige und sensible Frage. An ihrer Lösung wird sowohl in Europa als auch in der Ukraine gearbeitet.
In Ländern, in denen sich die meisten Ukrainer aufhalten und wo sie bereits in die Wirtschaft integriert sind — insbesondere in Deutschland, Polen und Tschechien — werden wahrscheinlich spezielle Arbeitsvisa oder gesonderte Aufenthaltstitel eingeführt.

Meiner Meinung nach werden diese Mechanismen jedoch nicht für alle verfügbar sein, sondern vor allem für diejenigen, die einen Wert für die Wirtschaft darstellen: hochqualifizierte Fachkräfte oder Arbeitnehmer in Mangelberufen.
Menschen, die sich nicht integriert haben und lange Zeit nur Sozialleistungen bezogen haben, könnten sogenannte „Rückkehrpakete“ angeboten bekommen — zum Beispiel finanzielle Hilfe für die Reise und die erste Zeit nach der Rückkehr. Solche Initiativen werden bereits aktiv von europäischen Politikern diskutiert, aber es gibt noch keinen einheitlichen Ansatz, weshalb die Regeln je nach Land variieren können.

Die Ukraine plant ebenfalls, Unterstützungsprogramme für die Rückkehr von Bürgern einzuführen, detaillierte Mechanismen sind jedoch noch nicht verabschiedet. Was den Wohnraum betrifft, so ist gemeinsam mit europäischen Partnern eine Entschädigung für zerstörtes Eigentum vorgesehen, damit die Menschen Wohnraum in anderen Regionen erwerben können. Nach der Etablierung eines dauerhaften Friedens wird das Land Hunderttausende Arbeitskräfte für den Wiederaufbau und neue Unternehmen benötigen, dieser Prozess wird jedoch schrittweise verlaufen.

Und wie steht es mit denen, die nicht in die Ukraine zurückkehren wollen und sich bereits an den europäischen Lebensstandard gewöhnt haben?

Anwalt:
Als Jurist betone ich immer: Es gibt keine ausweglosen Situationen. Aber diese Menschen werden schnell und bewusst handeln müssen. Die Hauptoption ist eine Beschäftigung mit der Beantragung eines Arbeitsvisums oder einer Aufenthaltserlaubnis.

Man muss verstehen, dass nicht jeder Arbeitgeber in der EU das Recht hat, Ausländer einzustellen. Das Verfahren ist kompliziert: Das Unternehmen muss zunächst die Stelle ausschreiben und innerhalb einer festgesetzten Frist (normalerweise 2 bis 4 Monate, je nach Land) nachweisen, dass es keinen Arbeitnehmer unter den EU-Bürgern finden konnte (Vorrangprüfung).
Erst danach kann der Arbeitgeber über die staatlichen Arbeitsagenturen (zum Beispiel die Bundesagentur für Arbeit in Deutschland oder Urząd Pracy in Polen) eine Einladung für den Ausländer ausstellen, auf deren Grundlage im Konsulat ein Arbeitsvisum erteilt wird.

Das ist ein langwieriger und bürokratisch komplizierter Prozess, und nicht alle Unternehmen sind bereit, ihn zu durchlaufen.

Das klingt ziemlich kompliziert. Gibt es einfachere Varianten?

Anwalt:
Ja, zweifellos. Die Staatsbürgerschaft eines EU-Landes eröffnet deutlich breitere Möglichkeiten. Mit einem Pass der Europäischen Union kann eine Person frei leben, arbeiten und zwischen den EU-Ländern umziehen, ohne Visa und komplizierte Migrationsverfahren.

Aber der Erhalt der Staatsbürgerschaft bedeutet doch jahrelanges Warten?

Anwalt:
In den meisten Fällen — ja. Der klassische Weg nennt sich Einbürgerung (Naturalisation) und setzt einen langen Aufenthalt im Land voraus: In einigen Staaten sind das 10 Jahre. In Deutschland, Portugal, Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Irland beträgt diese Frist jedoch etwa 5 Jahre.

Gleichzeitig gibt es alternative legale Mechanismen, insbesondere Repatriierungsprogramme. In Bulgarien, Rumänien und Ungarn ermöglichen sie den Erhalt der Staatsbürgerschaft innerhalb von 1–1,5 Jahren und erfordern keinen ständigen Wohnsitz im Land. Für Ukrainer bleibt die rumänische Staatsbürgerschaft am beliebtesten, die in der Praxis oft schneller bearbeitet wird als die bulgarische.

Was ist dafür erforderlich?

Anwalt:
Zunächst sollte man die Familiengeschichte klären. Wenn Eltern oder Großeltern in Gebieten lebten, die im Zeitraum von 1918 bis 1940 zu Rumänien gehörten — insbesondere in Bessarabien (Gebiet Odessa) oder der Nordbukowina (Gebiet Tscherniwzi) —, bestehen hohe Chancen auf den Erhalt der Staatsbürgerschaft.

Und wenn man die Herkunft seiner Verwandten nicht kennt?

Anwalt:
In diesem Fall sollte man sich an Fachleute für Migrationsrecht wenden. Bei International Expert führen wir zum Beispiel eine Überprüfung des Stammbaums durch, stellen Archivanfragen und können objektiv bewerten, ob eine Person Gründe für die Teilnahme am Programm hat.

Und wenn genau bekannt ist, dass die Verwandten aus anderen Regionen stammten?

Anwalt:
Sogar dann ist der Weg nicht immer versperrt. Die Besonderheit des Programms besteht darin, dass die Tatsache des Wohnsitzes der Verwandten in den entsprechenden Gebieten nachgewiesen werden muss. Aufgrund von Archivverlusten fehlen solche Daten oft, und dann kommt das Verfahren zur Wiederherstellung von Personenstandseinträgen über das Standesamt zur Anwendung. Dies ist ein legaler Mechanismus, der es in einer Reihe von Fällen ermöglicht, die notwendige Beweisbasis zu schaffen.

Das Programm läuft seit 1990, und in dieser Zeit haben bereits Tausende unserer Kunden die rumänische Staatsbürgerschaft erhalten. In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach diesem Programm und dementsprechend die Wartezeit für die Bearbeitung gestiegen. Deshalb rate ich jedem, der plant, die EU-Staatsbürgerschaft zu erhalten, nicht zu zögern.

Muss man für die Beantragung der rumänischen Staatsbürgerschaft in die Ukraine zurückkehren?

Anwalt:
Nein, eine Rückkehr in die Ukraine ist nicht erforderlich. Unser Unternehmen hat ein Büro in Bukarest sowie ein Team von Anwälten in der Ukraine, die mit staatlichen und archivarischen Einrichtungen zusammenarbeiten. Sie beschäftigen sich mit der Suche und Vorbereitung der notwendigen Dokumente, interagieren mit den Archiven und begleiten den Fall in allen Phasen.

Es ist auch erwähnenswert, dass die Einreichung der Dokumente in jedem Fall direkt in Bukarest erfolgt — bei der ANC (Autoritatea Națională pentru Cetățenie), daher ist die physische Anwesenheit des Antragstellers in der Ukraine hierfür nicht vorgesehen. Ein solches Format ermöglicht es, alle Phasen des Verfahrens zu durchlaufen, ohne in die Ukraine zurückkehren zu müssen.

Gibt es Ablehnungen?

Anwalt:
Ja, aber das sind Einzelfälle. Am häufigsten hängen sie mit Fehlern der Antragsteller selbst zusammen: Verstöße gegen EU-Gesetze während der Bearbeitung des Falls oder mangelnde Vorbereitung auf den Eid. Es gab sogar einen Fall, in dem eine Person grundlegende Fragen nicht beantworten konnte, obwohl alle Materialien im Voraus zur Verfügung gestellt wurden.

Muss man auf die ukrainische Staatsbürgerschaft verzichten?

Anwalt:
Nein. Das im Jahr 2025 verabschiedete Gesetz erlaubt die doppelte Staatsbürgerschaft. In der Ukraine wird die Person ausschließlich als Bürger der Ukraine anerkannt, und im Ausland als EU-Bürger. Das ist bequem, besonders für diejenigen, die oft reisen oder international tätig sind.

Wie sieht es mit Steuern aus? Muss man sie in zwei Ländern zahlen?

Anwalt:
Nein. Die Ukraine hat mit den meisten europäischen Ländern Doppelbesteuerungsabkommen unterzeichnet. Steuern werden nur in dem Land gezahlt, in dem die Person mehr als 183 Tage im Jahr lebt und als Steuerinländer gilt.

Die Frage nach der Zukunft der Ukrainer in Europa nach dem Ende des vorübergehenden Schutzes bewegt Tausende von Familien. Es gibt Möglichkeiten zur Legalisierung, aber die meisten erfordern rechtzeitige Planung, rechtliche Bewertung und professionelle Begleitung.

Wie die Praxis zeigt: Je früher eine Person beginnt, sich mit ihrer Situation auseinanderzusetzen, desto mehr Möglichkeiten hat sie. Genau deshalb ist eine Beratung bei einem Spezialisten für Migrationsrecht heute eine Investition in Ruhe und eine stabile Zukunft.

Denys

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