Das deutsche Schulsystem: Was Eltern aus der Ukraine wissen sollten

Für diejenigen, die mit Kindern nach Deutschland ziehen, ist es wichtig, das System der Vorschul- und Schulbildung im Land zu verstehen. In diesem Artikel erläutern wir kurz, wie viele Jahre Schülerinnen und Schüler in Deutschland lernen, welche Schultypen es gibt und welche Möglichkeiten sich den Lernenden auf jeder Bildungsstufe eröffnen.
Warum ist das für ukrainische Familien wichtig?
Wenn Sie nach Deutschland umziehen, insbesondere wenn Sie Kinder haben, stellt sich als Erstes natürlich die Schulfrage. Wie in der Ukraine ist der Schulbesuch in Deutschland ein verpflichtendes Recht für alle Kinder, unabhängig von Nationalität oder Status.
Wichtig ist jedoch zu verstehen: Das Schulsystem hier unterscheidet sich von dem, was wir in der Ukraine gewohnt sind. Wenn Sie ältere Kinder haben, möchten Sie sicher vorher wissen, auf welche Schule sie gehen und wie diese funktioniert. Und für Eltern jüngerer Kinder ist die Information ebenfalls nützlich, weil Sie wissen, was Sie zukünftig erwartet.
Deutschland verfügt über ein sehr hochwertiges Bildungssystem, das sich jedoch in verschiedene Schultypen unterteilt. Daher ist es wichtig, sich darin zurechtzufinden.
Wie das deutsche Schulsystem aufgebaut ist
In Deutschland gibt es mehrere Schultypen, deren Wahl von den Leistungen, Interessen und Zukunftsplänen des Kindes abhängt. Es gibt kein universelles Modell für alle. Schauen wir uns die einzelnen Typen genauer an:
- Hauptschule – richtet sich an Kinder, die praktische Kenntnisse erwerben und ab der 9. Klasse arbeiten möchten. Hier lernt man Berufe, die sofort angewendet werden können: Tischler, Schweißer, Mechaniker usw. Nach der Hauptschule kann man eine Berufsschule oder Kurse besuchen.
- Realschule – eine Zwischenform, die eine breitere theoretische und praktische Ausbildung bietet. Der Unterricht dauert bis zur 10. Klasse. Im Gegensatz zur Hauptschule bereitet sie sowohl auf Berufe als auch auf weiterführende Bildung an Fachoberschulen oder Technikerschulen vor.
- Gymnasium – gewissermaßen die „Königsklasse“ im deutschen Bildungssystem. Diese Schule bereitet auf die Universität vor. Die Schulzeit endet nach der 12. oder 13. Klasse. Die Anforderungen sind hoch, doch wenn Ihr Kind studieren möchte, ist dies der beste Weg.
- Gesamtschule – eine integrierte Schule, die Elemente aller oben genannten Typen kombiniert. Sie bietet mehr Flexibilität und ermöglicht es dem Kind, den passenden Schwierigkeitsgrad zu wählen.
Die Sekundarstufe II setzt nach der Pflichtschulzeit an und bereitet entweder auf die Hochschulreife oder auf eine berufliche Ausbildung vor.
Je nach Bundesland können die Bezeichnungen und Strukturen variieren, doch das Grundprinzip bleibt gleich.
Zur Übersicht haben wir das System in folgender Tabelle dargestellt:
Jede Schule hat ihre Besonderheiten. Sprechen Sie daher frühzeitig mit Lehrkräften und Fachleuten, um die optimale Wahl für Ihr Kind zu treffen.

Wie und wann wird der Tag des Lehrers in Deutschland gefeiert?
Wann beginnt das Schuljahr und wie sieht der Schultag aus?
Das Schuljahr in Deutschland beginnt in der Regel im August oder September und endet im Juli. Anders als in der Ukraine, wo der Unterricht meist am 1. September startet, gibt es je nach Bundesland Unterschiede. In Bayern beginnt das Schuljahr etwas früher, in Berlin etwas später.
Auch die Schulferien variieren. Es gibt Herbst-, Weihnachts-, Oster- und natürlich Sommerferien. Alle Ferien sind offizielle unterrichtsfreie Zeiten und können je nach Jahreszeit von wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern.
Der Unterricht beginnt meist um 8:00 Uhr und endet mittags. Neben den Kernfächern können die Kinder zusätzliche Kurse nach Interessen belegen.
Manche Schulen sind Ganztagsschulen, in denen die Kinder nicht nur lernen, sondern auch am Nachmittag bleiben, Hobbys nachgehen, Hausaufgaben erledigen oder Sport treiben.
Wochenenden sind ebenfalls wichtig. In Deutschland werden häufig Exkursionen, Ausflüge und kulturelle Veranstaltungen organisiert, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch soziale Kompetenzen fördern.
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Was sind Willkommensklassen?
Wenn Ihr Kind noch kein Deutsch spricht oder erst anfängt, müssen Sie sich keine Sorgen machen: In Deutschland gibt es spezielle Klassen für Anfängerinnen und Anfänger.
Diese Klassen heißen Willkommensklassen; dort lernen die Kinder Deutsch und gewöhnen sich an den Lehrplan. Ziel ist es, Migrantenkindern den Einstieg in die Sprache zu erleichtern, damit sie später in Regelklassen wechseln können.
Wie lange kann ein Kind in dieser Klasse bleiben?
Das hängt vom Sprachniveau ab. In der Regel erfolgt die Integration jedoch recht schnell: Je mehr das Kind Deutsch spricht, desto schneller kann es in die Regelklasse wechseln.
Wie meldet man ein Kind in der Schule an?
Steht die Einschulung an, keine Panik! Das Verfahren ist einfacher, als es scheint. Zunächst muss das Kind eine Schuleingangsuntersuchung (Schuleingangs Untersuchung) absolvieren. Dabei werden Gewicht, Größe, Gehör, Sehkraft, Motorik und Impfpass geprüft.
Die Untersuchung ist für alle Kinder kostenlos, auch für ausländische. Danach erhalten Sie ein Dokument, das Sie den übrigen Unterlagen für die Schulanmeldung beifügen müssen.
1. Anmeldung am Wohnort
Erster Schritt ist die Anmeldung der Familie beim Einwohnermeldeamt. Der Schulbezirk richtet sich nach Ihrer Wohnadresse.
2. Formular ausfüllen und Unterlagen einreichen
Im zweiten Schritt füllen Sie ein Formular aus und reichen folgende Dokumente bei der Schule ein:
- Geburtsurkunde des Kindes
- Meldebescheinigung
- Pass oder ein anderes Ausweisdokument
- Ggf. medizinische Bescheinigungen oder Impfnachweise
3. Kontakt zur Schulverwaltung
Nehmen Sie Kontakt mit der gewünschten Schule auf und erkundigen Sie sich nach weiteren Unterlagen oder Anforderungen.
4. Sprachstandsfeststellung (für Migrantenkinder)
Beherrscht das Kind Deutsch noch nicht gut, wird es zu einem Sprachtest oder Interview eingeladen. Je nach Ergebnis bietet die Schule zusätzlichen Deutschunterricht oder eine Willkommensklasse an.
Was kostet der Schulbesuch in Deutschland?
Der Unterricht an öffentlichen Schulen in Deutschland ist kostenlos. Alle Lernkosten trägt der Staat. Ausgaben fallen nur an für:
- Schreib- und Lernmaterialien
- Lehrbücher
- Schulkleidung (falls vorgeschrieben)
- Mittagessen in der Mensa
- Ausflüge und andere Aktivitäten
Denken Sie daran, dass es in Deutschland Unterstützungsprogramme für einkommensschwache Familien gibt, etwa das Bildungspaket. Diese Programme helfen, Schulkosten für bedürftige Familien und migrantische Haushalte, darunter auch aus der Ukraine, zu decken.
Tipps für Eltern
Hier einige hilfreiche Tipps für die Eingewöhnung:
- Halten Sie Kontakt zu den Lehrkräften. In Deutschland kommuniziert man häufig per E-Mail und besucht Elternabende. Lehrkräfte helfen gern, besonders wenn Ihr Kind erst Deutsch lernt.
- Nehmen Sie Dolmetscher in Anspruch. Bei Elternabenden sind manchmal Dolmetscher anwesend. So können Sie alle Fragen klären, auch ohne Deutschkenntnisse.
- Engagieren Sie sich im Schulleben. Die Schule ist nicht nur Unterricht, sondern auch Gemeinschaft. Eltern beteiligen sich oft an Festen, Sportveranstaltungen und anderen Aktivitäten.
- Unterstützen Sie Ihr Kind. Ein Umzug in ein anderes Land ist stressig. Zeigen Sie Interesse, sprechen Sie über Probleme und signalisieren Sie, dass Sie da sind. So gelingt die Anpassung schneller.
- Unterstützung für Migrantenkinder. Vergewissern Sie sich, dass die gewählte Schule genügend Förderung anbietet, z. B. Sprachkurse und Integrationsprogramme, und informieren Sie sich über zusätzliche Ressourcen.
Unterschiede in den Bundesländern
Wie in jedem Land gibt es auch in Deutschland regionale Unterschiede im Bildungssystem. Das ist wichtig, besonders wenn Sie in ein anderes Bundesland ziehen. Deutschland besteht aus 16 Bundesländern, jedes mit eigenen Besonderheiten. Schauen wir uns einige Beispiele mit Zahlen an, um das System besser zu verstehen.
1. Unterschiedliche Ferientermine
Eines der sichtbarsten Unterschiede sind die Ferientermine. In Bayern dauern die Sommerferien meist von Ende Juli bis Anfang September – fast sechs Wochen. In Berlin oder Brandenburg beginnen sie später, Ende Juni, und dauern nur etwa fünf Wochen.
Beispiel:
- Bayern: Sommerferien vom 28. Juli bis 10. September 2025 (rund 6 Wochen)
- Berlin: Sommerferien vom 23. Juni bis 5. August 2025 (knapp 6 Wochen)
- Hamburg: Sommerferien vom 28. Juni bis 9. August 2025 (ebenfalls ca. 6 Wochen)
Auch Winter- und Frühlingsferien unterscheiden sich. In Bayern beginnen die Winterferien Ende Dezember und dauern etwa zwei Wochen, in Berlin starten sie eine Woche später und sind etwas kürzer.
2. Schulformen und Struktur
In den Ländern können zudem unterschiedliche Anforderungen an Schulformen und Schulzeit gelten.
- In Bayern endet das Gymnasium oft nach der 12. Klasse (in anderen Ländern nach der 13.).
- In Hamburg und Berlin gibt es häufig Gesamtschulen, in denen man bis zur 12. Klasse lernen und das Abitur erwerben kann.
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Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist Heimunterricht in Deutschland verboten?
Ja, Heimunterricht ist in Deutschland grundsätzlich verboten, da Kinder von 6 bis 15 Jahren schulpflichtig sind. Das deutsche Bildungssystem verlangt, dass alle Kinder eine Schule besuchen, sei es eine Grundschule, weiterführende Schule, internationale oder private Schule.
Wie funktioniert das Notensystem in deutschen Schulen?
Das Notensystem reicht von 1 bis 6. Die höchste Note ist 1 oder sehr gut („sehr gut“), was eine herausragende Leistung darstellt. Durchschnittliche Leistungen liegen bei 2,6 bis 3,5 oder befriedigend, was „zufriedenstellend“ bedeutet.
Fazit
Alle Kinder sind schulpflichtig; dafür gibt es staatliche, kostenlose Einrichtungen, die darauf abzielen, die Stärken und Talente jedes Kindes zu fördern. Daneben existieren private, kostenpflichtige Schulen.
Das ukrainische Bildungssystem befindet sich derzeit im Reformprozess, und bald werden wir, gestützt auf die besten Erfahrungen, unser eigenes Modell entwickeln. Das deutsche Schulsystem mag zunächst ungewohnt sein, doch mit etwas Verständnis ist es nicht kompliziert – vor allem dank der umfassenden Unterstützung der Deutschen, die ukrainischen Kindern und Studierenden auf allen Bildungsebenen bei der Integration helfen.
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