Wie werde ich Selbstständiger in Deutschland – Gewerbe in Deutschland

6 Oktober 2025
Ein Mann überlegt, wie er sich in Deutschland selbstständig machen kann.

Ein eigenes Unternehmen in Deutschland zu gründen klingt verlockend, aber für einen Neuling kann es kompliziert erscheinen. Besonders, wenn Sie gerade erst angekommen sind und sich noch mit den hiesigen Regeln vertraut machen. In Deutschland ist das streng geregelt: Gewerbeanmeldung, Steuern, Buchhaltung. Heute erklären wir detailliert und fachkundig, was ein Gewerbe und ein Kleingewerbe ist, wie man Einzelunternehmer wird und ob man in Deutschland ein „FOP“ (ukrainisches Äquivalent zum Einzelunternehmen) eröffnen kann.

Arten von Unternehmen in Deutschland

Bevor Sie Ihr Unternehmen in Deutschland anmelden, ist es wichtig zu verstehen, welche Geschäftsformen es überhaupt gibt. Für Zuwanderer ist dieser Schritt besonders wichtig: Von der Wahl hängen nicht nur das Anmeldeverfahren ab, sondern auch Steuern, Buchführung und sogar, wie Sie von Kunden und Behörden wahrgenommen werden.

Freiberufler

Zu dieser Kategorie gehören:

  • Ärzte,
  • Rechtsanwälte,
  • Architekten,
  • Übersetzer,
  • Programmierer,
  • Künstler
  • und eine ganze Reihe weiterer Berufe.

Wenn Sie in diese Liste fallen, haben Sie es einfacher – die Anmeldung erfolgt beim Finanzamt, und Sie müssen keine Gewerbesteuer zahlen. Auch die Buchführung ist einfacher als bei regulären Gewerbetreibenden.

Kleingewerbetreibende

Geeignet für diejenigen, die mit kleinen Umsätzen beginnen:

  • ein kleiner Laden,
  • Online-Verkauf,
  • Reparatur-
  • oder Haushaltsdienstleistungen.

Hier gibt es keine komplexe Buchführung, man kommt ohne Buchhalter aus, und die Anmeldung erfolgt beim Gewerbeamt. Es gibt jedoch Umsatzgrenzen: Wenn Sie diese überschreiten, müssen Sie in einen anderen Status wechseln.

Eingetragene Kaufleute (e.K.)

Dies ist bereits eine ernsthaftere Stufe. Ein solches Unternehmen wird ins Handelsregister eingetragen, und damit gehen zusätzliche Pflichten einher: doppelte Buchführung, Bilanzierung, strenge Regeln. Diese Option wählen diejenigen, die von Anfang an große Pläne haben und hohe Umsätze erwarten.

Was man braucht, um in Deutschland ein Unternehmen zu gründen

Rechtsfähigkeit

Bevor Sie die Unterlagen zur Gründung eines Einzelunternehmens einreichen, sollten Sie prüfen, ob Ihnen dies gesetzlich erlaubt ist. In Deutschland wird der Aufenthaltsstatus, der Beruf, die Ausbildung und sogar die Art und Weise, wie Sie Ihr Geld verdienen wollen, genau geprüft. Es ist besser, dies am Anfang zu klären, als im entscheidenden Moment eine Absage zu erhalten.

Aufenthaltserlaubnis

Ihr Aufenthaltstitel muss die Ausübung einer selbstständigen Tätigkeit erlauben. Wenn Sie im Rahmen des vorübergehenden Schutzes (§24 AufenthG) eingereist sind, ist die Gründung eines Unternehmens in den meisten Fällen möglich, erfordert aber manchmal eine separate Bestätigung der Ausländerbehörde.

Businessplan

Das deutsche System schätzt es, wenn alles klar dargelegt ist. Ein Businessplan hilft zu zeigen, was Sie tun werden, wer Ihre Kunden sind und welche Kosten erwartet werden. Je konkreter und realistischer der Plan, desto einfacher ist die Anmeldung.

Finanzielle Unabhängigkeit

Der Staat möchte sicherstellen, dass Sie sich und Ihr Unternehmen selbst unterhalten können, ohne auf Sozialleistungen angewiesen zu sein. Sie müssen zumindest ein minimales Startkapital nachweisen oder Einkommensquellen belegen, um die Arbeit aufnehmen zu können.

Qualifikationen und Genehmigungen

Nicht für alle Berufe kann man einfach ein Gewerbe anmelden und loslegen. Wenn es um Medizin, Bildung, Handwerk oder andere reglementierte Bereiche geht, müssen Sie Ihr Diplom anerkennen lassen und Lizenzen oder Genehmigungen einholen. Ohne diese wird die Anmeldung nicht akzeptiert.

Wie man sein Unternehmen in Deutschland anmeldet

Nachdem Sie alle Papiere gesammelt haben, ist es an der Zeit, das Unternehmen offiziell anzumelden. Der Prozess besteht aus mehreren Schritten, die leicht zu bewältigen sind, wenn man die Vorgehensweise im Voraus kennt.

Erforderliche Unterlagen

Für Zuwanderer ist es besonders wichtig, das erforderliche Dokumentenpaket zusammenzustellen: Wenn etwas fehlt, verzögert sich der Anmeldeprozess.

Hier ist, was normalerweise benötigt wird:

  • Reisepass oder Aufenthaltstitel – Personalausweis und Nachweis des Aufenthaltsrechts in Deutschland.
  • Nachweis der Erlaubnis zur selbstständigen Tätigkeit/Erwerbstätigkeit – für Personen, die unter vorübergehendem Schutz stehen oder mit einem Visum eingereist sind, muss nachgewiesen werden, dass eine selbstständige Tätigkeit erlaubt ist.
  • Gewerbeanmeldung – das Hauptformular zur Gründung eines Einzelunternehmens.
  • Businessplan – wird manchmal verlangt, besonders wenn es sich um einen reglementierten Beruf handelt.
  • Meldebescheinigung – bestätigt, dass Sie tatsächlich an einer Adresse in Deutschland wohnen.
  • Qualifikationen und Lizenzen – wenn Sie in einem Bereich mit Bildungs- oder Lizenzanforderungen arbeiten.
  • Finanzunterlagen – Nachweis über finanzielle Mittel, um die Fähigkeit zur selbstständigen Führung des Geschäfts zu belegen.

Mit diesen Unterlagen gehen Sie zum Gewerbeamt oder erledigen die Anmeldung online, falls Ihre Stadt diese Möglichkeit bietet.

Geschäftskonto bei einer Bank

Eröffnen Sie zuerst ein separates Geschäftskonto. So trennen Sie private Finanzen von den Einnahmen und Ausgaben des Unternehmens, was die Buchführung vereinfacht. Banken prüfen die Unterlagen, daher ist es wichtig, alles vorbereitet zu haben.

Gewerbeanmeldung

Anschließend gehen Sie zum Gewerbeamt oder erledigen alles online, wenn Ihre Stadt dies ermöglicht. Hier melden Sie offiziell den Beginn Ihrer Tätigkeit an und erhalten den Gewerbeschein. Dieses Dokument ist entscheidend für alle weiteren Schritte.

Beispiel für die Anmeldung in Berlin: https://service.berlin.de/dienstleistung/121921/en/

Finanzamt

Das Finanzamt weist Ihnen eine Steuernummer zu und hilft Ihnen zu verstehen, wie Sie Steuern zahlen, ob Sie umsatzsteuerpflichtig sind und welche Buchführungs- und Meldepflichten Sie haben. Ohne diesen Schritt gilt das Unternehmen nicht als offiziell angemeldet.

Offizielle Website des Bundeszentralamts für Steuern: https://www.bzst.de/EN/Home/home_node.html

Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK)

Je nach Art Ihrer Tätigkeit kann eine Mitgliedschaft in der entsprechenden Kammer erforderlich sein.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) vertritt die Interessen von Unternehmern in Handel und Industrie, während die Handwerkskammer (HWK) für Handwerksberufe zuständig ist.

Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)

In einigen Branchen ist dies obligatorisch. Die Versicherung schützt Sie und Ihre Mitarbeiter bei Arbeitsunfällen.

Offizielle Website der DGUV – https://www.dguv.de/en/index.jsp

Bundesagentur für Arbeit

Wenn Sie planen, Mitarbeiter einzustellen, müssen Sie sich bei der Bundesagentur für Arbeit registrieren. Dies ermöglicht es Ihnen, den Einstellungsprozess, die Zahlung von Sozialversicherungsbeiträgen und die Einhaltung des Arbeitsrechts korrekt zu organisieren.

Offizielle Website der Bundesagentur für Arbeit: https://www.arbeitsagentur.de/en

Handelsregister

Für bestimmte Rechtsformen wie GmbH oder AG ist die Eintragung ins Handelsregister erforderlich. Dies bestätigt, dass das Unternehmen offiziell ist, und eröffnet zusätzliche Möglichkeiten bei der Zusammenarbeit mit Partnern.

Offizielle Website des Handelsregisters: https://www.handelsregister.de/

Welche Steuern muss man als Unternehmer in Deutschland zahlen?

Nach der Gewerbeanmeldung ist es wichtig zu verstehen, welche Steuern anfallen. In Deutschland ist das Steuersystem klar strukturiert, und die Kenntnis Ihrer Pflichten im Voraus hilft, Probleme zu vermeiden.

Einkommensteuer

Einzelunternehmer in Deutschland zahlen Einkommensteuer als natürliche Personen. Der Betrag hängt vom Jahreseinkommen ab und steigt progressiv mit dem Gewinn. Es ist wichtig, alle Einnahmen und Ausgaben zu erfassen, um die Steuerbemessungsgrundlage korrekt zu berechnen.

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Umsatzsteuer (MwSt.)

Wenn Sie Waren oder Dienstleistungen verkaufen und Ihr Umsatz eine bestimmte Schwelle überschreitet, müssen Sie Umsatzsteuer berechnen (normalerweise 19 % Regelsteuersatz, 7 % ermäßigter Satz). Bei Geschäften mit Kunden innerhalb der EU ist es wichtig, Ihre USt-IdNr. auf den Rechnungen anzugeben.

Gewerbesteuer

Diese Steuer zahlen alle Gewerbetreibenden, außer Freiberufler. Der Hebesatz hängt von der Gemeinde ab, in der das Unternehmen angemeldet ist, und wird auf Basis des Gewinns berechnet.

Wie man Steuererklärungen für ein Unternehmen in Deutschland einreicht

Die Führung eines Unternehmens in Deutschland erfordert eine regelmäßige Berichterstattung an das Finanzamt.

Jährliche Einkommensteuererklärung

  • Wird einmal jährlich eingereicht, normalerweise bis zum 31. Juli des Folgejahres (mit Steuerberater kann die Frist verlängert werden).
  • Dazu müssen alle Unterlagen über Einnahmen und Ausgaben des Jahres gesammelt und das Formular online über ELSTER oder manuell ausgefüllt werden.

Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)

  • Wird zusammen mit der Jahressteuererklärung eingereicht.
  • Was zu tun ist: eine einfache Aufzeichnung aller Einnahmen und Ausgaben führen, den Gewinn summieren. Mit ELSTER kann die EÜR direkt online ausgefüllt werden.

Gewerbesteuererklärung

  • Wird nach Ende des Geschäftsjahres eingereicht.
  • Was zu tun ist: die Daten aus der EÜR und die Hebesätze der Gemeinde zur Berechnung der Steuer verwenden.

Umsatzsteuer-Voranmeldung / Umsatzsteuererklärung

  • Wird monatlich oder vierteljährlich je nach Umsatz eingereicht.
  • Was zu tun ist: die berechnete Umsatzsteuer aus Verkäufen zusammenzählen und die gezahlte Vorsteuer aus Einkäufen abziehen. Über ELSTER einreichen: https://www.elster.de/eportal/.

Anforderungen an die Krankenversicherung

Wenn Sie in Deutschland ein Unternehmen gründen, ist eine Krankenversicherung unerlässlich. Hier ist es wichtig zu verstehen, welche Option für Sie die richtige ist – gesetzlich oder privat.

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV)

  • Für wen geeignet: Wenn das Einkommen noch gering ist oder Sie Ihre Familie ohne zusätzliche Kosten mitversichern möchten. Ideal für diejenigen, die stabile, vorhersehbare Beiträge wünschen.
  • Beispiel: Bei einem Einkommen von ca. 2.000 Euro pro Monat beträgt der Beitrag etwa 340-360 Euro.
  • Vorteile: Deckt alle Standardleistungen – Arztbesuche, Medikamente, Krankenhausaufenthalte.
  • Wo abschließen: Techniker Krankenkasse https://www.tk.de/techniker oder AOK https://www.aok.de/pk/hessen/.
  • Besonderheit: Die Anmeldung ist direkt nach Erhalt der Aufenthaltserlaubnis möglich.

Private Krankenversicherung (PKV)

  • Für wen geeignet: Wenn das Einkommen stabil und über der Versicherungspflichtgrenze liegt (69.300 Euro im Jahr 2025), Sie jung und gesund sind und erweiterte Optionen wie Premium-Zahnversorgung oder schnelle Arzttermine wünschen.
  • Beispiel: Für einen 30-jährigen Unternehmer ohne Familie – etwa 350-450 Euro pro Monat, aber mit zunehmendem Alter und Familienzuwachs kann der Beitrag steigen.
  • Vorteile: Flexible Tarife, größere Auswahl an Ärzten und Leistungen.
  • Wo abschließen: Allianz https://www.allianz.de/ oder Debeka https://www.debeka.de/.

Beendigung der Einzelunternehmertätigkeit

Manchmal muss ein Unternehmen geschlossen werden – zum Beispiel bei einem Umzug, einer Änderung der Tätigkeit oder wenn Sie eine Pause einlegen möchten. In Deutschland ist das kein Drama, es ist nur wichtig, alle Schritte nacheinander zu durchlaufen, um das Gewerbe offiziell abzumelden und keine Schulden oder Bußgelder zu hinterlassen.

Schritte zur Abmeldung

  1. Meldung beim Gewerbeamt
  2. Meldung beim Finanzamt
  3. Schließung des Geschäftskontos
  4. Meldung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK)
  5. Kündigung von Versicherungen und Benachrichtigung anderer Behörden

Nachdem all diese Schritte abgeschlossen sind, gilt das Einzelunternehmen als offiziell abgemeldet.

Wichtige Fragen für Selbstständige

Scheinselbstständigkeit

In Deutschland achten das Finanzamt und die Sozialversicherungsträger sehr genau darauf, ob Sie wirklich als selbstständiger Unternehmer arbeiten oder nur als „verdeckter Arbeitnehmer“ für einen einzigen Auftraggeber tätig sind.

  • Wenn Sie nur einen Kunden haben, der Ihren Zeitplan, die Bedingungen und den Arbeitsort vorschreibt, besteht ein hohes Risiko, dass Ihre Tätigkeit als Scheinselbstständigkeit eingestuft wird.
  • Die Folgen sind unangenehm: Sie müssen Steuern und Sozialversicherungsbeiträge für den „Arbeitgeber“ nachzahlen.

Falsche Rechtsform

Viele Zuwanderer melden automatisch ein Kleingewerbe an, ohne zu prüfen, ob dies für alle geeignet ist.

  • Wenn Sie Architekt oder Arzt sind, müssen Sie sich als Freiberufler registrieren.
  • Wenn das Unternehmen hohe Umsätze und Risiken hat, ist es manchmal vorteilhafter, sofort eine GmbH zu gründen, anstatt als Einzelunternehmer zu arbeiten.
  • Fehler bei der Wahl der Rechtsform können teurer werden als die eigentliche Anmeldung.

Verstöße im Impressum der Website

In Deutschland ist das Impressum ein Pflichtbereich auf einer Website. Wenn es fehlt oder falsch erstellt wurde, können Konkurrenten oder Anwälte Ihnen eine Abmahnung schicken.

  • Im Impressum müssen enthalten sein: Ihr Name, Ihre Adresse, Kontaktdaten, USt-IdNr. (falls vorhanden).
  • Die Anforderungen können auf Gesetze im Internet unter https://www.gesetze-im-internet.de/ – TMG §5 überprüft werden.

Denys

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