Nettogehalt in Deutschland: Wie viel bekommst du nach Abzügen auf die Hand?

30 Mai 2025
Realistisches Foto von einem nachdenklichen jungen Mann, der an einem modernen Tisch in einer gemütlichen deutschen Wohnung sitzt, mit einem Lohnzettel und einem Taschenrechner in den Händen und einer Website zur Berechnung des Nettogehalts auf seinem Laptop. Auf dem Tisch liegen Euro-Münzen und -Scheine, eine Tasse Kaffee und ein Notizblock mit der Aufschrift „Netto“. Durch das Fenster fällt natürliches Tageslicht. Die Atmosphäre ist ruhig, aber konzentriert, was einen Eindruck davon vermittelt, wie in Deutschland mit Gehältern umgegangen wird und wie man Abzüge versteht.

Wenn Sie gerade erst anfangen, in Deutschland zu arbeiten, stellt sich immer die Frage: Wie viel werde ich am Ende tatsächlich bekommen? Auf den ersten Blick scheint alles so einfach – hier ist mein Bruttogehalt, und so viel bekomme ich netto, aber in der Praxis ist alles etwas komplizierter.

Was sind Brutto- und Nettogehalt?

Sprechen wir zuerst über die Begriffe. Wenn Sie im Arbeitsvertrag einen Betrag als Bruttogehalt sehen, ist das genau die Summe, die Ihr Arbeitgeber Ihnen vor allen Abzügen zahlen muss. Das heißt, es ist nicht der Betrag, der auf Ihrem Konto landet. Es ist einfach der „Ausgangsbetrag“, von dem aus die Berechnung erfolgt.

Das Nettogehalt ist das, was Sie tatsächlich erhalten.

Vom Bruttogehalt werden abgezogen: Steuern, Sozialversicherungsbeiträge (zur Renten- und Krankenversicherung, Arbeitslosenversicherung usw.). Und erst der verbleibende Betrag ist das, was Sie „auf die Hand“ bekommen.

Beispiel: Wenn Ihr Bruttogehalt 3000 € beträgt, werden Sie höchstwahrscheinlich deutlich weniger netto erhalten. Darin liegt der Kern der Sache – das Bruttogehalt ist nicht das, was Sie tatsächlich bekommen, sondern der Betrag vor allen Abzügen. Das Nettogehalt hängt jedoch auch von Ihrer persönlichen Situation ab.

Beispiel aus dem Leben:

Olena aus Dnipro hat laut Vertrag ein Bruttogehalt von 3000 €. Nach allen Abzügen kommen etwa 2200 € auf ihrem Konto an. Ihr Mann Iwan hat 4000 € brutto – und er erhält fast 3000 € netto, weil sie gemeinsam veranlagt werden und er die Steuerklasse III hat. Das heißt, der Betrag „auf die Hand“ hängt nicht nur vom Gehalt ab, sondern auch von Ihrer persönlichen Situation.

Wichtige Steuern und Abgaben in Deutschland

Sprechen wir nun über die Abzüge, die Ihr Geld am häufigsten „auffressen“.

Deutschland ist ein Land mit einem starken Sozialsystem, und dafür zahlen wir alle Beiträge und Steuern. Dafür funktionieren aber auch Medizin, Rente und Arbeitslosenhilfe wirklich gut.

1. Einkommensteuer

Die wichtigste Steuer ist die Einkommensteuer. In Deutschland gilt ein progressiver Steuertarif, das heißt, je mehr Sie verdienen, desto mehr Steuern zahlen Sie.

  • Für Einkommen bis 10.908 € pro Jahr (Grundfreibetrag für 2023, dieser Betrag wird jährlich angepasst) wird überhaupt keine Einkommensteuer erhoben.
  • Wenn Ihr Einkommen höher ist, beginnt der Steuersatz bei 14 % und steigt allmählich an. Für sehr hohe Einkommen kann der Satz bis zu 45 % betragen.

Wichtiger Hinweis: Die Steuer hängt nicht nur von Ihrem Gehalt ab, sondern auch von Ihrem Familienstand, der Anzahl der Kinder und sogar Ihrer Religionszugehörigkeit.

📢 Möchten Sie nützliche Tipps für Ukrainer in Deutschland erhalten?

Abonnieren Sie unseren Telegram-Kanal und folgen Sie uns auf Facebook, um über alle wichtigen Nachrichten, Lifehacks und Gesetzesänderungen auf dem Laufenden zu bleiben!

2. Solidaritätszuschlag

Dieser Zuschlag wurde 1991 zur Unterstützung Ostdeutschlands eingeführt. Mittlerweile zahlen ihn nicht mehr alle. Wenn Ihr Einkommen einen bestimmten Betrag nicht übersteigt, wird dieser Zuschlag nicht erhoben. Für Besserverdienende beträgt der Solidaritätszuschlag jedoch 5,5 % der Einkommensteuerschuld.

3. Kirchensteuer

Wenn Sie Mitglied einer Religionsgemeinschaft sind, die Kirchensteuer erhebt, wird Ihnen diese einbehalten. Sie variiert je nach Bundesland zwischen 8 % und 9 % der Einkommensteuerschuld.

Zum Beispiel beträgt der Satz in Bayern 8 %, in den meisten anderen Bundesländern 9 %. Das ist wichtig zu berücksichtigen, denn wenn Sie keine Kirchensteuer zahlen möchten, können Sie einfach aus der Kirche austreten. Das Austrittsverfahren ist einfach und dauert nicht lange.

Sozialversicherungsbeiträge und ihr Einfluss auf das Nettogehalt

Neben den Steuern gibt es noch Sozialversicherungsbeiträge, die einen bestimmten Teil Ihres Gehalts beanspruchen. Diese Beiträge fließen in Ihre Krankenversicherung, Rentenzahlungen usw.

1. Rentenversicherung

Dies ist ein Pflichtbeitrag, der 18,6 % des Bruttogehalts beträgt (Stand 2023). Die Hälfte dieses Betrags zahlt der Arbeitgeber, die andere Hälfte Sie.

Wenn Sie also Ihr Bruttogehalt sehen, vergessen Sie nicht, dass darin bereits Beiträge zur Rentenversicherung enthalten sind.

2. Krankenversicherung

Die Krankenversicherung ist in Deutschland ebenfalls Pflicht. Der allgemeine Beitragssatz beträgt etwa 14,6 % Ihres Bruttogehalts (plus ein kassenindividueller Zusatzbeitrag), und dieser wird hälftig geteilt: einen Teil zahlt der Arbeitgeber, den anderen Sie. Sie können zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wählen, aber die meisten Arbeitnehmer entscheiden sich für die gesetzliche Krankenversicherung.

3. Arbeitslosen- und Pflegeversicherung

Auch das sind wichtige Punkte, die berücksichtigt werden sollten. In Deutschland sind Sie verpflichtet, Beiträge zur Arbeitslosenversicherung (2,6 % des Bruttogehalts, Stand 2023, hälftig geteilt) und zur Pflegeversicherung (3,05 % bzw. 3,4 % für Kinderlose über 23 Jahre, Stand 2023, ebenfalls mit Arbeitgeberanteil, aber mit Besonderheiten bei der Aufteilung in einigen Bundesländern) zu zahlen. Bei 3000 € brutto beträgt Ihr Anteil an der Pflegeversicherung z.B. etwa 45-51 € (abhängig von Kinderzahl und Bundesland).

Wie beeinflusst die Steuerklasse das Nettogehalt?

In Deutschland gibt es 6 Steuerklassen. Sie hängen von Ihrem Familienstand ab, und die richtige Wahl der Steuerklasse kann den Betrag, den Sie netto erhalten, erheblich beeinflussen. Ausführlicher wird dieses Thema in unserem Artikel über Steuerklassen in Deutschland behandelt, den Sie auf unserer Website lesen können.

Klasse Für wen?
I Ledige, Geschiedene, dauernd getrennt Lebende, Verwitwete
II Alleinerziehende
III Verheiratete, deren Partner wenig oder nichts verdient (oder wenn der andere Partner Steuerklasse V hat)
IV Verheiratete mit ähnlichem Einkommen
V Verheiratete, wenn der Partner Steuerklasse III hat
VI Bei einem weiteren Arbeitsverhältnis (Nebenjob)

Beispiel: Wenn Sie ledig sind, ist Ihre Steuerklasse I. Wenn Sie jedoch einen Ehepartner haben, der nicht arbeitet oder weniger verdient, ist es für Sie vorteilhaft, die Steuerklasse III zu wählen, was hilft, Steuern zu sparen.

📢 Möchten Sie nützliche Tipps für Ukrainer in Deutschland erhalten?

Abonnieren Sie unseren Telegram-Kanal und folgen Sie uns auf Facebook, um über alle wichtigen Nachrichten, Lifehacks und Gesetzesänderungen auf dem Laufenden zu bleiben!

Beispiele für die Berechnung des Nettogehalts

  1. Lediger Arbeitnehmer, Gehalt 3000 Euro brutto, Steuerklasse I: Nettogehalt: ungefähr 2000-2200 Euro (abhängig von Bundesland, Kirchensteuerpflicht und individuellem Zusatzbeitrag zur Krankenversicherung).
  • Einkommensteuer (ggf. inkl. Solidaritätszuschlag): ca. 350-450 Euro
  • Krankenversicherung (Arbeitnehmeranteil): ca. 220-240 Euro
  • Rentenversicherungsbeiträge (Arbeitnehmeranteil): 279 Euro
  • Arbeitslosen- und Pflegeversicherung (Arbeitnehmeranteil): ca. 80-90 Euro
  1. Verheirateter Arbeitnehmer, Gehalt 4000 Euro brutto, Steuerklasse III (Ehepartner arbeitet nicht oder hat Steuerklasse V): Nettogehalt: ungefähr 2800-3000 Euro.
  • Einkommensteuer: ca. 300-400 Euro
  • Krankenversicherung (Arbeitnehmeranteil): ca. 290-310 Euro
  • Rentenversicherungsbeiträge (Arbeitnehmeranteil): 372 Euro
  • Arbeitslosen- und Pflegeversicherung (Arbeitnehmeranteil): ca. 100-110 Euro
  1. Alleinerziehender Elternteil, Gehalt 2500 Euro brutto, Steuerklasse II: Nettogehalt: ungefähr 1800-1950 Euro.
  • Einkommensteuer: ca. 150-200 Euro
  • Krankenversicherung (Arbeitnehmeranteil): ca. 180-200 Euro
  • Rentenversicherungsbeiträge (Arbeitnehmeranteil): 232,50 Euro
  • Arbeitslosen- und Pflegeversicherung (Arbeitnehmeranteil): ca. 65-75 Euro

Hinweis: Die angegebenen Zahlen sind Schätzwerte, der genaue Nettobetrag hängt von vielen individuellen Faktoren ab.

Wie können Sie Ihr Nettogehalt berechnen?

Niemand rechnet gerne Steuern von Hand – und das ist auch nicht nötig! Es gibt tolle Online-Rechner, die alles für Sie erledigen. Das ist im Grunde der einfachste Weg, um herauszufinden, wie viel Sie netto bekommen. Zum Beispiel können Sie auf der Website von SteuerGo Ihre Daten eingeben, und der Rechner zeigt Ihnen den genauen Betrag an.

Nützliche Webseiten:

Wie kann man weniger Steuern zahlen?

Ja, es gibt Möglichkeiten, die Steuerlast legal zu senken.

  1. Wenn Sie verheiratet sind und Ihr Ehepartner nicht arbeitet oder deutlich weniger verdient, können Sie die Steuerklassenkombination III/V wählen, was die Gesamtsteuerlast für die Familie senkt. Auch Kinder können Ihre Steuerklasse beeinflussen (z.B. Klasse II für Alleinerziehende).
  2. Sie können steuerliche Abzüge geltend machen. In Deutschland können Sie Ihr zu versteuerndes Einkommen mindern, indem Sie berufsbedingte Ausgaben (z.B. Fahrtkosten, Arbeitszimmer), sowie Ausgaben für Bildung, Kinderbetreuung oder bestimmte Versicherungen absetzen.
  3. Geben Sie eine Steuererklärung ab. Sehr oft kann man auf diese Weise zwischen 500 und 2000 € pro Jahr zurückbekommen!
  4. Lassen Sie sich von einem Steuerberater beraten. Besonders, wenn Sie freiberuflich tätig sind oder mehrere Einkommensquellen haben.

Fazit – was sollte man sich merken?

  • Brutto ≠ Netto. Abzüge in Deutschland sind eine ernste Sache, aber alles ist transparent.
  • Von der Steuerklasse hängt viel ab. Wenn sich Ihr Status ändert – stellen Sie einen Antrag auf Änderung.
  • Nutzen Sie Online-Rechner und scheuen Sie sich nicht, einen Steuerberater um Hilfe zu bitten – das zahlt sich aus.
  • Deutschland erhebt Steuern, gibt aber auch vieles zurück: Stabilität, Gesundheitsversorgung, soziale Unterstützung und eine Zukunft.

Denys

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

x